Ein Porträt zum 300. Geburtstag
Giacomo Casanova – ein Name, der sofort Assoziationen weckt: Frauenheld, Verführer, Abenteurer. Weltweit verstanden, längst zum Schlagwort geworden. Doch wer war der Mensch hinter der Figur? Und was bleibt vom Schriftsteller Casanova?
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Marita Liebermann widmet sich in ihrem Vortrag einem Autor, der selbst am Aufbau seines Mythos mitgewirkt hat – und dabei hinter ihm verschwunden ist. In seiner auf Französisch verfassten Autobiographie „Histoire de ma vie“ erzählt Casanova lustvoll von Begegnungen, Reisen und Grenzüberschreitungen. Doch diese Selbstinszenierung wurde zur Schablone. Das Klischee lebt, das Werk bleibt weitgehend ungelesen. Was aber sagen uns diese hartnäckigen Bilder über unsere Gegenwart? Und was entdecken wir, wenn wir Casanova heute tatsächlich lesen?
Marita Liebermann lädt zu einer literarischen Wiederbegegnung ein – mit dem neugierigen Kind Casanova, dem europäischen Migranten des 18. Jahrhunderts, dem scharfen Beobachter seiner Zeit. In ausgewählten Passagen entsteht das Porträt eines Autors, dessen Werk Perspektiven wechselt, mit Rollen spielt und bis heute vorführt, was Literatur kann: Sie irritiert, spiegelt, öffnet.
Marita Liebermann ist Direktorin der Akademie des Bistums Mainz und war zuvor unter anderem Leiterin des Deutschen Studienzentrums in Venedig. Ihre Arbeit verbindet Literaturwissenschaft mit kultur- und medientheoretischen Fragen. Ihre Dissertation widmete sie Casanovas Autobiographie, ihre Habilitation dem Zeitalter Galileis.
Zu dem Vortrag serviert die Gastronomie einen Sektempfang und ein 2-Gang-Menü.