KOLLOQUIUM mit Prof. Eva Schlotheuber: Unerhörte Frauen – Die Netzwerke der Nonnen

Frauen, die im Mittelalter im Kloster lebten, waren keineswegs „unerhört“ im Sinne von wirkungslos. Ihre Gemeinschaften waren oftmals mächtige Institutionen und sie sahen sich selbst in einer höchst einflussreichen Position, hatten sie doch durch ihre Lebensform wie niemand sonst das Ohr ihres Bräutigams Christus, des „höchsten Königs“. Dass Gott sie erhörte, war auch die Überzeugung der mittelalterlichen Gesellschaft, die den geistlichen Frauen einen besonderen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Status verlieh und es ihnen auch erlaubte, unerhört wirksam zu werden.



In den mittelalterlichen Frauenklöstern entdecken wir eine attraktive eigene Welt, in der sich höchst anspruchsvolle Lebensformen entfalteten. Insbesondere in Norddeutschland haben sich nicht nur die alten Klostergebäude, sondern auch reiche Quellen erhalten, die in Europa ihresgleichen suchen. In ihren Tagebüchern und Briefen begegnen wir hoch gelehrten, engagierten und vor allem humorvollen Frauen, die uns einen Einblick in ihr Leben in der Klausur gewähren.



Eva Schlotheuber studierte Geschichte, Archäologie und Anthropologie und lehrt seit 2010 als Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf. Als erste Frau war sie von 2016-2021 nach gut 120 Jahren Verbandsgeschichte Vorsitzende des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Bildungs- und Bibliotheksgeschichte, die Kulturgeschichte und insbesondere die Lebens- und Ausdrucksformen in den mittelalterlichen Frauenklöstern, sowie die Herrschaftsauffassung Kaiser Karls IV.



Zu diesem Vortrag serviert die Gastronomie ein Tellergericht.